Ich möchte auf einen Artikel beim Handelsblatt verweisen, dem einer unserer Fälle zugrunde liegt:
Der Streitfall des Tages: Wenn das Internet zum Pranger wird
Es handelt sich um den Fall eines Onlinehändlers, der sich auf der Verbraucherkritik-Seite Reclabox, dem Vorwurf ausgesetzt sah, Betrug im gewerblichen Ausmaß zu betreiben.
Der Händler hatte dort zwar die Möglichkeit neben dem Beitrag Stellung zu beziehen, doch wir haben uns dagegen entschieden. Ich persönlich halte die Möglichkeit Unternehmen als Verbraucher zu bewerten, für eine begrüßenswerte Errungenschaft.
Jedoch sehe ich die Grenzen dort, wo schlicht falsche Tatsachen behauptet werden oder die Meinungen in Beleidigungen über gehen. Das sind Punkte an denen man sich im wirklichen Leben abwenden und nicht mehr zuhören würde. Und auch online sollte man in diesen Fällen nicht zu einer Diskussion gezwungen werden. Denn auch wenn der Unternehmer Recht hat, werden die Leser diese Diskussion mit dem Unternehmen sehr oft negativ in Verbindung bringen.
Wie oft in solchen Fällen habe ich dem Mandanten zwecks Kostenersparnis empfohlen, sich zunächst selbst an Reclabox zu wenden und nachweislich vor einem Zeugen eine Bitte um die Löschung des Beitrags abzuschicken.
Nachdem keine Reaktion erfolgte, versuchte ich das Unternehmen anzuschreiben. Jedoch musste ich herausfinden, dass die Adresse zu einem Briefkastenunternehmen führte. Da auch über die Domain die Anbieter nicht ausfindig zu machen waren, haben wir die Staatsanwaltschaft bemüht. Doch in solchen Fällen darf man zumindest in Berlin nicht mit einer schnellen Bearbeitung rechnen. Das, obwohl der Mandant sich ständig Fragen seitens von Kunden ausgesetzt sah und wirtschaftlichen Schaden hinnehmen musste.
Letztendlich half erst der Pressekontakt. Frau Blass, die Verfasserin des Handelsblattbeitrags, stellte einen Kontakt her, über den wir die Löschung nun endlich erreicht haben. Dafür ein großes Dankeschön.
Ich finde das Verhalten von Reclabox, sei es beabsichtigt oder nicht, schlichtweg traurig. Letztendlich wirkt es sich auf die Freiheit des Internet aus. Denn zum Teil kann man Unternehmen, die sich solchen Angriffen hilflos ausgeliefert fühlen verstehen, wenn sie die staatliche Internetzensur befürworten.