Im ersten Teil der persönlichen Buchvorstellung habe ich den Weg von der Idee bis zur Schreibphase beschrieben. In diesem Teil wird es um die Begleitaufgaben, die finanziellen Aspekte und meine Erwartungen gehen. Zudem fasse ich meine Erfahrungen zu einer Empfehlungsliste zusammen. Und nicht zuletzt erkläre ich, wie der Alligator auf den Buchumschlag kam.
Die Titelsuche – Vom ersten Gedanken weg und wieder zurück
Nachdem die ersten drei Monate dem Schreiben gewidmet waren, kamen noch weitere Aufgaben auf mich zu. Zum Beispiel die Titelsuche. Der Titel eines Buchs ist seine Visitenkarte. Also habe ich mir viele Gedanken dazu gemacht. Soll er kurz und griffig oder eher beschreibend sein? Ist „Marketing“ nicht zu eingrenzend? Immerhin können das Buch auch Blogger nutzen. Aber ist nur „Social Media“ nicht zu weit gefasst? Letztendlich habe ich alle Titel ausgedruckt, aufgehängt und geschaut, welche ich trotz täglichen Blicks darauf am besten finde. Zusätzlich habe ich mir auch andere Bücher in dem Segment angeschaut. Und dann … habe ich mich zusammen mit dem Verlag entschieden den Arbeitstitel zu nehmen, den ich damals ohne großartiges Nachdenken in meinem Exposé eingereicht habe: „Social Marketing & Recht“. Tja, wie sooft gilt: Der erste Gedanke ist der Beste, … wenn er alle Tests besteht. 🙂
Das Buchcover – Vom Beutelteufel zum Alligator
Viele fragen, warum auf dem Buchumschlag ein Krokodil zu sehen ist. Das ist zugegebenermaßen bei einem Buch zum Thema Recht nicht gewöhnlich. Der Grund dafür liegt in der O’Reilly-Tradition, auf Buchumschlägen Tiere abzubilden (auch ich habe mich schon 1999 gewundert, warum auf meinem Perl-Buchein Steinbock abgebildet war).
Wenn ein Tier, dann wollte ich eins haben, das zum Buch passt. Also etwas Soziales (Social Media) und Bissiges (Recht). Da kam mir der Tasmanische Teufel in den Sinn. Da ich Tasmanien mittlerweile vier Mal besucht habe, habe ich auch diesen lauten Gesellen ins Herz geschlossen. Das besondere an ihm ist, dass ein Großteil seiner Kommunikation über das Fauchen, Schreien und Beißen stattfindet (daher der Begriff Teufel; Bildgrundlage oben von James Laurence Stewart, CC-BY). Wobei der Devil in Wirklichkeit ein scheues und passives Tier ist. Doch leider kam er beim Verlag nicht so gut an, weil er ein bisschen einer Ratte ähnelt und zudem aggressiv wirkt. Kann man nachvollziehen. 🙂 Daher habe ich für ein anderes Lieblingstier entschieden – das Krokodil. Beziehungsweise einen Alligator, der auf dem Buchumschlag abgebildet ist und gleichwertig neben dem Autor im Buch beschrieben ist (das sind die kleinen sympathischen Details, wie ich sie mag. 🙂
Die Korrekturen – Vom Lesen bis zum Lesen und nochmal Lesen
Wer jemals eine Hausarbeit, Thesis oder ähnliche Werke an der Uni oder in der Schule verfassen musste, kennt diese Phase. Eigentlich ist man fertig, hat sein Motivationspotential aufgebraucht, doch dann geht es an die Korrekturen. All die kleinen Nachlässigkeiten, die man nach dem Motto „Let the future me handle this“ verschoben hat, rächen sich. Zum Beispiel Vorgaben für Screenshots, die nur bei abgeschalteter Kantenglättung gemacht werden sollen. Wenn man zig Bilder im Buch hat, kann es ganz schön in Zeit gehen, diesen Punkt zu vergessen. Zudem hätte ich nie gedacht, wie oft ich das eigene Buch werde lesen müssen. Denn neben mir, meinen persönlichen Gegenlesern und der Lektorin, geben auch noch der Fachkorrektor, der Grafiker und der Rechtsschreibkorrektorihre Meinungen ab. Bei über 500 Seiten ein nicht zu unterschätzender Aufwand. Aber wenn man das Buch gefühlt zig mal gelesen hat und es selbst immer noch mag, ist es ein gutes Zeichen.
Mein Fachkorrektor hat zudem viele neue Ideen und Aspekte eingebracht, die auch erst mal umgesetzt werden mussten. Ich muss aber zugeben, dass ich darauf auch spekuliert habe, als ich beim Kollegen Henning Krieg von http://kriegs-recht.deangefragt habe. Zumal ich wusste, dass er wie kaum ein anderer neben seiner Fachkompetenz die Fähigkeit hat, das Buch nicht nur aus der Sicht eines Juristen, sondern auch eines Praktikers zu lesen.
Die Werbung – Von klassischer Werbung bis Social Media Marketing
Ein Buch verkauft sich nicht alleine, wenn keiner davon erfährt. Natürlich habe ich den Vorteil einen Verlag hinter mir zu haben. Das zahlt sich vor allem bei der Reichweite aus, weil das Buch so in den Handel gelangt und der Verlag zudem in die Werbeanzeigen investiert. Er kümmert sich auch um PR, Rezensenten, kooperiert mit Bloggern, etc.
Aber wenn ich selbst zurückblicke, dann habe ich sehr viele Bücher aufgrund von Empfehlungen und Autoreninfos in sozialen Medien erworben. Ich finde, dass Social Media Autoren und Leser näher zusammen bringt. Es ist angenehm ein Buch in den Händen zu halten, wenn man etwas über den Autor weiß, sein Blog kennt oder die Facebookseite. Auch für mich als Autor ist es ein Schönes mein Buch, soweit es geht, persönlich vorstellen zu können (insbesondere, da Lesungen bei Fachbüchern eher selten sind 🙂 ). Insgesamt habe ich die folgenden Marketingmaßnahmenergriffen:
- Buchseite, bzw. eigenen Buchbereich, einrichten: http://smmr-buch.de
- Auf der Buchseite Informationen zu dessen Inhalt und dem Autor sowie eine umfangreiche Leseprobe liefern
- Das Buch persönlich vorstellen, um es den potentiellen Lesern näher zu bringen (den Teil lesen Sie gerade 🙂 )
- Regelmäßig Infos zum Buch auf Twitter, G+ und der Facebookseite posten
- Das Buch kurzfristig auch in den Profilbildern einblenden
- Genug Zeit frei nehmen, um Fragen zu dem Buch zu beantworten
- Updates zum Buch bieten
- Buch an (potentielle) Rezensenten verschicken und Gewinnspiele mit dem Buch anbieten (d.h. ich teile nur Adressen mit und der Verlag wickelt den Versand ab)
- Artikel und Interviews auf anderen Seiten veröffentlichen, in denen auf das Buch hingewiesen wird
- Hinweis auf das Buch in meinen Vortragsfolien einbauen
Für weitere Tipps empfehle ich die großartigen Artikel „Tipps für Autoren: höhere Umsätze und Reichweite“ von Vladimir Simović und „Promoting Your Book Online“ von Chris Brogan. Eine weitere Buchmarketingquelle sind die Epublizisten.
Das Geld – Von immateriellen zu materiellen Werten
Reichtum hatte ich nie im Sinn und mir war klar, dass ein Fachbuch mit ein paar Tausend Exemplaren keine so große Leserschaft wie ein Roman erreichen kann. Ich darf zwar keine Details nennen, aber es ist allgemein bekannt, dass ein Fachautor nur einen kleinen Eurobetrag pro Buch verdient. Das ist in der ersten Auflage nicht mehr als ein Monatsverdienst. Würde ich das auf die Zeit umrechnen, die ich für das Buch aufgewendet habe, ist der Verdienst nicht nennenswert. Was man wirklich gewinnt, sind immaterielle Werte, wie
- Gewinn an Wissen. Die vielen Gedanken, die man sich beim Schreiben macht, bereichern unheimlich den eigenen Wissensschatz. Damit einher geht der zweite Punkt:
- Gewinn an Reputation. Als Fachbuchautor präsentiert man die eigenen beruflichen Fähigkeiten und erhält so einen Vertrauensvorschuss. Dieser kann sich in der Steigerung von Aufträgen oder auch Honoraren auswirken.
- Gewinn an persönlicher Befriedigung. Ein Haus, ein Kind, ein Baum, ein Buch :). Es ist ein unglaublich tolles Gefühl, wenn so viele Ideen und der Arbeitseinsatz in gedruckter Form vor einem liegen. Ich fühle mich stolz, glücklich und erleichtert.
Ob das ausreicht, muss jeder für sich entscheiden. Für mich hat sich das Buch schon alleine wegen des ersten und des letzten Punktes gelohnt. Wenn sich auch der zweite erfüllt, ist es ein toller Bonus. Natürlich habe ich auch etwas Angst, dass das Buch nach all den vielen Vorschusslorbeeren, die ich erhalten habe, nicht nur auf Zufriedenheit stößt. Auch mag nicht jeder meine Rechtsansichten teilen, die ich in dem Buch vertreten habe. Doch gerade diese Punkte bringen die Spannung und die Würze hinein, die ich sehr schätze.
Fazit und Empfehlungen
Heute wird das Buch erscheinen und ich bin sehr aufgeregt. Dennoch habe ich mir vorgenommen es zu genießen, denn ein Erstlingswerk veröffentlicht man nur ein Mal. Ich wünsche allen viel Vergnügen beim Lesen und bin mir sicher dass das Buch hilfreich sein wird. Gleichzeitig danke ich allen, die mir geholfen haben. Ganz besonders den Blogkommentatoren, Followern und Fans! Ich freue mich auch auf Kommentare und vor allem auf Rezensionen. Abschließen möchte ich die Buchvorstellung mit ein paar Tipps und allgemeinen Erfahrungen ergänzen:
- Eigenes Blog führen Es gibt kaum eine bessere Vorbereitung auf das Schreiben, als selbst zu schreiben. Ein Blog eignet sich wunderbar, um eigenen Stil zu finden und ein Gefühl für die Leser zu gewinnen.
- Zuhören Gerade Social Media bietet viele Feedbackmöglichkeiten, die man nutzen sollte. Auch wenn manch ein Kommentar ärgert, lohnt es sich darüber nachzudenken und die Gelegenheit zu nutzen, um die eigenen Gedanken zu hinterfragen und zu bereichern.
- Sammeln Die besten Ideen nützen nichts, wenn sie verschwinden. Ich habe Evernote, die Notizbuchfunktion meines Handys und ganz viele Papierzettel verwendet. Es ist viel einfacher einen Haufen Ideen und Anregungen zu sortieren, als sich später zu fragen wo man einen Artikel wohl gelesen haben mag.
- Passionen und Neugier freien Lauf lassen Ich denke, dass man nur dann gut sein kann, wenn man das was man tut auch liebt und dafür brennt. Um herauszufinden was es ist. sollte man ruhig Dinge ausprobieren, neue Wege gehen oder neue Techniken nutzen. Ich selbst schöpfe immer noch aus meinen Erfahrungen beim Podcasten, drehen von Videos, streng juristischem Schreiben und privaten Bloggen sowie den Zeiten als Programmierer oder Finanzbeamter :). Nicht alles hat mich überzeugt, aber keine Erfahrung war umsonst.
- Strategie Leider geht es mit der Passion nicht alleine. Es ist wie mit einer Liebesbeziehung. Die Passion treibt sie voran und die Liebe überbrückt die Unzulänglichkeiten. Doch ohne über die Zukunft nachzudenken, besteht die Gefahr, dass die Beziehung an Widrigkeiten des Alltagslebens scheitern wird. Ähnlich ist es beim Schreiben. Die Leidenschaft hält die Motivation aufrecht und bringt Ideen hervor, aber ohne eine Strategie können beide schnell veröden. Jeder sollte sich klar machen, welche Ziele er erreichen will, welche Mittel dazu nötig sind und welche Hindernisse dabei überwunden werden müssen.
- Profilieren Ein Marketingspruch lautet „Profil kommt vor Profit„. Ich halte ihn vor allem in Social Media für richtig. Das bedeutet jedoch nicht stromlinienförmig und aalglatt werden zu müssen. Aus meiner Sicht heißt das, die eigene Nische und das „Publikum“, das zu einem passt, zu finden. Gerade heutzutage ist das dank dem Internet viel einfacher geworden.
- Netzwerken Es gibt kein besseres Marketing als die persönliche Empfehlung. Daher ist es wichtig Kontakte zu knüpfen, zu pflegen und auch Gefallen zu tun. Das reicht von persönlichen Kontakten, bis zum Beantworten von Fragen der Facebookfans.
- Präsentieren & Teilen Es hilft nichts sich für toll zu finden, wenn es keiner mitbekommt. Ich meine dabei nicht marktschreierische Werbung. Vielmehr geht es darum Wissen und Erfahrungen preis zu geben. Als Jurablogger werde ich oft gefragt, ob ich nicht Angst habe potentielle Mandanten zu verlieren, wenn sie meine Präsentationsfolien sehen oder meine Artikel lesen können. Die Angst habe ich nicht. Denn Wissen ist an jeder Ecke im Netz zu finden. Was Dienstleister heutzutage ausmacht, ist nicht das Horten von Wissen, sondern die Fähigkeit es zu managen. Und das beste Beispiel war das kostenlose E-Book, ohne das ich nie „Social Media Marketing & Recht“ geschrieben hätte.
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