An diesem Wochenende habe ich am Barcamp Auckland 2 teilgenommen. Einiges war anders, vieles heimisch und überrascht war ich am Ende auch:
Zuerst war es das am aller weitesten von Deutschland entfernte Barcamp, an dem man teilnehmen kann (ca. 20.000 km). Dennoch fühlte ich mich sofort heimisch als ich eintraf. Checkin mit Barcamp-T-Shirt, Begrüßungsrede, Vorstellung mit 3 Tags und eine Tafel mit Sessions. Man könnte schon sagen, dass Barcamp ein bisschen uniform wie McDonalds ist. Wobei das hier positiv gemeint ist.
Anders als die Barcamps in Deutschland fand Barcamp Auckland nur an einem Tag von 8.30 bis ca. 17 Uhr statt. Angemeldet waren 140 Personen, von denen ca. 40 nicht erschienen sind, was eine No-Show-Rate von knapp 30% ausmachte. Also auch wie bei uns.
Die Besucher selbst hätten ebenfalls in Berlin oder Köln ohne aufzufallen herumlaufen können. Und das trifft sowohl auf den Kleidungsstil wie die MacBook-Dichte zu. 😉 Es gab Webdesigner, IT-Entwickler, Podcaster, Leher und ah ja, einen Rechtsanwalt. Wenn ich aus meiner juristischen Warte urteilen darf, dann waren alle mit denen ich gesprochen habe, im Schnitt noch politischer und sozialer eingestellt als in Deutschland. So setzten sich viele für mehr und einfachen Datenschutz ein und ich wurde alleine von 2 Entwicklern gefragt, wie sie am beste das Copyright an Ihren Werken aufgeben können. Das liegt wahrscheinlich auch daran, dass in Neuseeland wegen der Abgeschiedenheit alle ein noch stärkeres soziales Verantwortungsgefühl haben.
photo credit: jamesmcglinn
Auch die Örtlichkeit, ein College, war mit vielen kleinen Räumen, die um einen großen Veranstaltungsraum geordnet waren, sehr gut gewählt. Vermisst habe ich ein bisschen die Saftblogsäfte 😉 , aber dafür gab es lecker Scones mit Schlagsahne, Sausage rolls und Brownies, von denen ich eindeutig zu viele gegessen habe.
Die Sessions waren von Ihrer Art ebenfalls ähnlich. Die Bandbreite reichte von web2.0 & Politik, über Psychologie & Webdesign, Podcasting bis zum Datenschutz. Ich persönlich habe eine Session über Creative Commons Lizenzen gehalten und begann mit einem klassischen DEnglisch Fauxpas „How do I switch the beamer on?“. Nachdem ich merkte, dass die Zuschauer mich einen BMW unter der Decke hängen wähnten, fiel mir ein, dass die Dinger ja projectors heißen.
Was auf jeden Fall anders und noch verbessert werden kann, ist die Vernetzung. Schon in meinem Erwartungsbeitrag habe ich geschrieben, dass mir eine Plattform für den Austausch und die Diskussion vor dem Barcamp fehlt. Auch für die Gespräche danach hätte ich gerne eine gehabt. Zwar wurde die Verwaltung während des Barcamps wunderbar mit der BarcampApp bewältigt. Bloß war diese nur während des Barcamps zugänglich. Ach ja, eines hat mir noch gefehlt. Der schöne orangene Todesstern, der im Logo versprochen wurde, war nicht präsent. 😉
Sehr überrascht war ich, als ich erfuhr wer das Barcamp organisiert hat. Es war Ludwig Wendzich, ein 17 jähriger und sehr sympathischer Aucklander mit deutsch/südafrikanischen Wurzeln. Es ist schon bewundernswert wie er Sponsoren an Land gezogen, den Veranstaltungsort organisiert, T-Shirts in Druck gegeben, Essen besorgt und das Barcamp auch noch alleine moderiert hat. Dabei war er beim ersten Barcamp, das er auch gestemmt hat, noch 16. Als Helfer hat er seine Familie und Schulfreunde eingespannt (Danke an seine mum für das nette Gespräch und die Brownies 😉 ). Hut ab, sehr viel Hut.
Falls ich für das Barcamp 3 noch in Auckland sein sollte, bin ich auf jeden Fall dabei. Es soll ca. im Februar statt finden. Falls Ihr dann hier seid, empfehle ich einen Besuch.
Übrigens, werde ich noch ein kleines Interview mit Ludwig machen. Falls Ihr wissen wollt, wie es ist in Auckland ein Barcamp zu stemmen, Internas oder einfach mehr über die Webszene in Neuseeland wissen wollt, könnt Ihr Fragen in den Kommentaren posten oder mir per EMail zuschicken.
- Seite des Barcamp Auckland
- Debriefing zum Barcamp Auckland 2 im Ludwig Wendzichs Blog (Video)
- Fotos bei Flickr
- Mein Leben in Auckland im Kiwispotting-Blog
Geil, Scones! Das kann ja nur ein gutes Barcamp gewesen sein. 🙂